Immer mehr E-Autos fahren auf Deutschlands Straßen
E-Auto-Dichte in Deutschland - deutliches West-Ost-Gefälle
Immer mehr E-Autos fahren auf Deutschlands Straßen. Statistiken belegen, dass im Jahr 2021 in Deutschland fast 356.000 Stromer zugelassen wurden und 2022 bisher bereits mehr als 366.000. Vor 2021 waren Elektroautos eher ein Nischenmarkt.
Das Marktforschungsunternehmen BBE hat nun genauer untersucht, wie hoch die Dichte an Elektroautos nach Regionen in Deutschland ist. Maßstab war die Anzahl der Elektroautos pro tausend Einwohner. Mehr als zehn Stromer pro tausend Einwohner galt in der Untersuchung als viel, null bis sieben als wenig. Die Zahlen sind von Januar 2022.
Im Osten wenig Neues
Betrachtet man die Karte, in der die Verteilung der Elektroautos grafisch dargestellt wird, fällt vor allem eines auf: Da ist immer noch eine deutliche Zweiteilung der Bundesrepublik in Ost und West. Die gesamten “alten” Bundesländer sind hell- bis dunkelgrün, was auf ein höheres Aufkommen von Elektroautos verweist; die (nicht mehr ganz so) “neuen” Bundesländer haben kaum Elektroautos aufzuweisen - mit Ausnahme des immerhin zartgrünen Potsdams.
Viel Elektromobilität in Autostädten
Bei genauerem Hinschauen zeigt sich noch ein weiterer Befund, der allerdings kaum überraschen kann: In den Hochburgen der Automobilherstellung, wie zum Beispiel Wolfsburg, Stuttgart, Ingolstadt. Sogar Eisenach ist, ganz im Gegensatz zum übrigen östlichen Deutschland, Elektroautostadt, werden doch hier die beliebten Modelle von Opel produziert. Und in Brandenburg fahren besonders viele Teslas.
Die Erklärung ist, dass in Städten, in denen viele Einwohner in der Automobilindustrie arbeiten, auch viele Jahreswagen unterwegs sind. Die Beschäftigten der Automobilindustrie fahren im Schnitt jüngere Autos, die sie häufiger austauschen. Entsprechend steigen sie auch früher auf Stromer um als der Rest der Bevölkerung.
Wo sind welche Marken unterwegs?
Welche Elektroauto-Marken werden überhaupt gekauft, und wie ist die regionale Verteilung beim Markenanteil? Auch dieser Frage ist BBE nachgegangen.
Die häufigsten Marken sind:
- VW
- Renault
- Tesla
- Smart
- Hyundai
- BMW
…und ein erklecklicher Anteil “Sonstige”. Der beläuft sich quer durch die Republik auf circa 30 bis 40 Prozent. Daneben sind VW und Renault die Elektroauto-Hersteller mit den stärksten Marktanteilen. VW liegt meist bei 15 bis 20 Prozent Marktanteil, außer in Niedersachsen, wo Volkswagen satte 37 Prozent Marktabdeckung erreicht.
Renault liegt in den meisten Regionen knapp hinter VW, mit meist um die 15 Prozent. Schleswig-Holstein verkaufen die Franzosen gar 20 Prozent der Stromer und liegen damit sogar knapp vor VW.
Teslas Marktabdeckung ist eher mau
Der Vorreiter der Elektromobilität, die US-amerikanische Firma Tesla des exzentrischen Milliardärs Elon Musk, hat in den meisten Regionen einen um die Zehn-Prozent-Marke schwankenden Marktanteil. Lediglich in Brandenburg ist es etwas mehr.
Ob sich angesichts der Imageprobleme und Qualitätsmängel noch mehr herausholen lässt für Tesla, das steht derzeit in den Sternen.
Mehr Elektroautos im urbanen Raum
Ein Schwachpunkt der Elektroautos, vor allem in deren Anfangszeit, ist die Reichweite der Akkus. Kein Wunder, dass Stadtbewohner tendenziell früher auf Elektromobilität umschalten als die Landbevölkerung. Letztere muss im Schnitt längere Strecken zurücklegen und findet im ländlichen Raum weniger Stromtankstellen vor, als es in Städten der Fall ist. Außerdem liegen die Pro-Kopf-Einkommen im Schnitt unter denen der Städter - schließlich ist so ein Elektroauto ja eine teure Anschaffung.
So erklärt es sich, dass in urbanen Gegenden, wie in den reicheren Städten des Ruhrgebiets, Elektroautos stärker verbreitet sind als in der Eifel oder im Hunsrück.
Einkommensstarke Regionen fahren elektrisch
Überhaupt spielt das Haushaltseinkommen eine große Rolle bei der Frage: Kaufen wir jetzt ein Elektroauto oder bleiben wir beim Verbrenner?
Ein erneuter Blick auf die Karte der Verteilung der Elektroautos zeigt, dass einkommensstarke Regionen wie der Raum München, Baden-Württemberg, Münster, Braunschweig, Würzburg auch beim Kauf von Elektroautos vorne liegen. Bonn als relativ reiche Stadt hat mehr Elektroautos pro Kopf als das benachbarte, aber ärmere, Köln. Hier aber wieder ein Sonderfall, denn mit Telekom und DHL sind in Bonn aber auch große Flottenbetreiber beheimatet – und große Teile des Fuhrparks gemeldet. Und dann wäre da noch Sylt.
Überhaupt, der äußerste Norden Deutschlands scheint besonders Elektroauto-affin. In Schleswig-Holstein, einschließlich der Nordfriesischen Inseln, fährt man gerne elektrisch, auch wenn die großen Automobilhersteller woanders sitzen. Woran liegt’s? Vielleicht sind die großen Windkraftanlagen schuld, die deutlich sichtbar signalisieren: Strom ist die Zukunft.
Die BBE
Die BBE Automotive GmbH ist ein Beratungs- und Marktforschungsinstitut in Köln mit Fokus auf die Automobilbranche. Regelmäßig führt das Unternehmen Markt-, Distributions- und Wettbewerbsanalysen durch, die sämtliche Teilmärkte der Automobilindustrie abdecken.
Quellen:
